KIBERA - "Der wohl freundlichste SLUM der Welt."

     

    Gestern war es soweit, ich habe einen Slum in Kenia besichtigt. Nicht irgendeinen, sondern KIBERA (dt: Dschungel), Ostafrikas größten Slum. Dort leben ca. 1 Millionen Menschen auf 4 km² - 1/3 der Bevölkerung Nairobis, eingezäumt vom Ngong River und Eisenbahnschienen.

     

    Ich habe diese Tour natürlich nicht alleine gemacht, sondern mit "Kibera Tours", einer non-profit Organisation, die geführte Slum-Touren anbieten. Also habe ich mit einem schon etwas mulmigen Gefühl eine Tour gebucht und es wirklich nicht bereut. Aber von Anfang an:

     

    Zunächst habe ich mich mit Freddy, einem der Tour-Guides, der selbst im Kibera Slum lebt, in einem Cafe getroffen und dann ging es auch schon los auf den "Kleider-Second Hand-Market", der den Beginn des Slums darstellt. Den Anfang des "Toi Markets" kannte ich schon, wir sind aber viel viel weiter reingegangen als sonst, bis die Preise und die Lebensverhältnisse immer mehr gesunken sind...

     


    Und dann waren wir auch schon mitten im Slum auf einem "Aussichtspunkt", wo man einen Überblick über einen kleinen Teil des riesigen Slums hat, der in insgesamt 17 Gebiete unterteilt ist.

    Auf dem unteren Bild sieht man die unzähligen heruntergekommenen Blechhütten, in denen die Menschen leben müssen. Im Hintergrund jedoch gibt es einige moderne und neu gebaute Wohnhäuser. Diese wurden von der kenianischen Regierung gesponsert, um den Menschen im Slum ein besseres Leben zu ermöglichen. Das Problem dabei ist jedoch, wie mir Freddy erklärt hat, dass die Miete für einen Raum darin 2000ksh (ca. 18€) pro Monat kostet und sich das natürlich kein Mensch im Slum leisten kann. Also mussten viele Slumbewohner nach ein paar Monaten, nachdem ihnen das Geld ausgegangen ist, wieder in ihre alten Blechhütten zurückziehen.  Die Wohnkomplexe stehen allerdings nicht leer, sondern Kenianer, die etwas Geld haben, sind nun dort eingezogen.



    Der erste Stopp war dann bei der "Karibuni Power Women Group", einer von Frauen gegründeten Organisation, die sich mit dem Verkauf von selbsgemachtem Schmuck und Kleidern für das Wohl von Frauen und Kinder im Slum einsetzt. In dieser Organisation engagiert sich auch gerade eine junge Amerikanerin freiwillig.


    Dann ging es weiter zum "Biogas-Centre", ein auch von der Regierung errichtetes Gebäude, in denen die Slumbewohner Zugang zu Waschräumen, Toiletten und einem Fernseher verschafft bekommen haben. Aber auch hier ist das Problem, dass zum Beispiel jeder Gang zur Toilette 5ksh (ca. 4 Cent) kostet, was für die meisten Bewohner auf die Dauer nicht erschwinglich ist.




    Als nächstes haben wir die "Victorious Bones Craft Company" besichtigt, in der zum Großteil Schmuckanhänger und Küchenutensilien aus Bambusholz hergestellt werden. In dem kleinen Werkraum, der extrem staubig und stickig war, konnte man dann den Männern bei ihrer Arbeit zuschauen. Das Ziel dieser Firma ist es, dass sie internationaler werden und es schaffen ihre Produkte über Afrika hinaus zu exportieren. Also wurde mir auch gleich aufgetragen für diese kleine Firma in Deutschland Werbung zu machen.


     

    Die letzte Station der Slumtour war die "Faithstar Junior School", mein persönliches Highlight. Die Kinder und zwei Lehrerinnen haben mich sehr freundlich mit Gesang und einem einstudierten Tanz begrüßt. Sie haben mir aber auch die vielen Probleme erklärt mit denen die Schule zu kämpfen hat. Zum einen wächst die Zahl der 2010 gegründeten Schule konstant, aber es finden sich nicht genügend Lehrer, die bereit sind die Kinder ohne Bezahlung zu unterrichten. Denn auch die beiden Lehrerinnen unterrichten freiwillig ohne Bezahlung und müssen nach ihrer täglichen harten Arbeit in der Schule von 5.30 Uhr bis 17 Uhr noch einen anderen Job ausüben, um überleben zu können.

    Außerdem sind viele der Kinder krank - Erbkrankheiten oder HIV positiv- und brauchen spezielle Pflege und Medikamente, die die schwachen Geldreserven der Schule komplett überfordern.

    Wenn ich etwas näher am Slum wohnen würde, wüde ich definitv bei dieser wundervollen Schule freiwillig mithelfen. Aber ich habe den beiden Lehrerinnen zumindest versprochen zur Abschlussfeier der Kinder zu kommen.

     

     

    Im Nachhinein bin ich wirklich froh eine geführte Tour durch den Kibera Slum gemacht zu haben, denn dadurch hat sich für mich eine ganze neue Möglichkeit im Leben gezeigt, wie man auch hätte Leben können. Mich hat vor allem die Fröhlichkeit der Kinder und die Stärke und Hoffnung vieler Erwachsener berührt, die trotz ihres Lebens an der Existenzgrenze niemals aufgeben und versuchen aus ihrem Leben das Beste zu machen und sich nicht über ihre Situation beklagen. Natürlich gibt es auch Ausnahmen, Verbrechen und Diebstähle, aber sowohl Freddy als auch die beiden Lehrerinnen haben erzählt, dass es zumindest tagsüber sicher sei, was mir auch die Freundlichkeit vieler Menschen dort gezeigt hat.

    Somit steht zumindest für mich fest, dass Kibera seinem Ruf vom "freundlichsten Slum der Welt" gerecht wird!

     

    (Natürlich kann man sich darüber streiten, ob eine geführte Tour durch einen Slum moralisch gerechtfertigt werden kann oder nicht. Aber Freddy hat mir auf meine Nachfrage hin versichert, dass die Slumbewohner damit einverstanden sind, da ja auch letztendlich das Geld (2500 ksh), das ich für die Tour bezahlt habe, den Menschen dort zu Gute kommt.)

     

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    Kommentare: 1
    • #1

      Theresa (Donnerstag, 13 November 2014 20:13)

      Wau, das sieht ja alles super interessant aus!
      Das sind sehr beeindruckende Bilder